Kein „Rambo Zambo“ beim DAX

In Deutschland kehrt nach dem omnipräsenten Bundestagswahlkampf und dem Ergebnis etwas Ruhe ein. Eine früher als „große Koalition“ geltende Regierungsbildung von schwarz-rot soll nach dem designierten Bundeskanzler Merz bis Ostern stehen. Ob und wie die teils massiv auseinander laufenden Positionen der Wahlprogramme – insbesondere in der Steuer- und Wirtschaftspolitik – zusammengeführt werden können, bleibt abzuwarten. Wie wichtig dieses Politikfeld ist, unterstreichen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts: Der Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt im 4. Quartal und Gesamtjahr 2024 um 0,2 Prozent ist bestätigt und damit das zweite Rezessionsjahr in Folge. Gleichzeitig erhöhte sich das Staatsdefizit im Jahr 2024 um 15,0 auf 118,8 Milliarden Euro, obwohl die Einnahmen um 4,8 Prozent auf erstmals mehr als 2 Billionen Euro gestiegen sind.

Weniger ein Schuldenproblem, sondern einen beeindruckenden Kassenbestand hat Berkshire Hathaway vorzuweisen: Die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffett (Rang 8 in der „Forbes”-Liste 2025) verfügte Ende Dezember über 334 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln. Die Summe steigt seit zweieinhalb Jahren an und ist so hoch wie nie. Die 94-jährige Investorenlegende nimmt also zunehmend Gewinne mit und tätigt bei den sehr hohen Bewertungen kaum Zukäufe.

Kein Freudentaumel, aber auch keine Verwerfungen waren Montag am deutschen Aktienmarkt zu spüren. Die Werte der zweiten Reihe (MDax +1,5%; SDax +0,9%) profitierten erwartungsgemäß stärker als der Leitindex (Dax +0,6%), dessen Unternehmen zuletzt nur noch 19 Prozent ihrer Umsätze im Heimatland erzielten. Schon am Dienstag konnte nur der MDax nochmal leicht nachlegen. Also, kein „Rambo Zambo“ für die Märkte seitens der Politik, aber deren Impulse könnten noch folgen. Doch wie kurzfristig politische Börsen können, sieht man gerade an den Wahl-Profiteuren in den USA: Der Bitcoin war um 55 Prozent gestiegen, notiert aktuell aber 19 Prozent unter seinem Hoch von Anfang Dezember; Tesla war im gleichen Zeitraum zunächst um 95 Prozent nach oben geschossen, steht jetzt aber 38 Prozent unter dem Rekordhoch. Auch die nach der US-Wahl gehypten wie zweifelhaften Meme-Coins $Trump und $Melania notieren 75 bzw. 80 Prozent unter ihren Hochs. Realpolitik scheint dann doch ein eher nüchternes Geschäft zu sein.

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Newsletter vom 26. Februar 2025

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow