Donald Trumps zweite Amtszeit: Was ist zu erwarten?

Dr. Martin Moryson

Was ist von Donald Trumps zweiter Amtszeit wirtschaftlich zu erwarten? Was bedeutet sie für die US-Wirtschaft, für den Rest der Welt und vor allem für die Kapitalmärkte?
Die US-Wirtschaft befindet sich derzeit in einer sehr guten Verfassung: Das Wachstum ist kräftig, es herrscht Vollbeschäftigung und die Inflationsrate hat ihre Höchststände weit hinter sich gelassen. Seit der Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten hat sich auch die Stimmung deutlich verbessert, insbesondere jene der kleinen und mittleren Unternehmen. Die Aussicht, dass Donald Trump die Regulierung zurückführen, die Unternehmen von „Fesseln“ befreien und die Steuern senken wird, hat nicht nur die Geschäftsaussichten kleiner Unternehmen gefördert, sondern auch die vieler Tech-Milliardäre.

Auch wir gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft kurzfristig von der Wirtschaftspolitik Trumps profitieren kann. Mittelfristig allerdings ist die von Donald Trump angestrebte Politik nicht wachstumsfördernd. Das Wachstum der letzten Jahre basierte in weiten Teilen auf einer kräftigen Zuwanderung. Mit einer deutlich reduzierten Migration dürfte das Produktionspotenzial der kommenden Jahre geringer ausfallen. Zölle sind wettbewerbsverzerrend und senken damit das Produktivitätswachstum. Vor allem aber dürfte die Unsicherheit, die von seiner Politik ausgeht, die Wirtschaft bremsen – vielleicht weniger in Amerika, aber umso mehr im Rest der Welt. Während China möglicherweise unter hohen Zöllen leiden könnte, dürfte Europa vermutlich unter der Ungewissheit hinsichtlich der Zölle mehr leiden. Standortentscheidungen werden vor dem Hintergrund drohender Zölle verschoben und bremsen so das Wachstum, selbst wenn die Zölle letztlich nicht oder nur in homöopathischen Dosen kommen.

Was heißt das für die Märkte?
Kurzfristig sind dies gute Aussichten für risikobehaftete Anlagen. Langfristig dürften jedoch ein schwächeres Potenzialwachstum und höhere Zinsen aufgrund mangelnder fiskalischer Disziplin die Kurse belasten. Allerdings gibt es hier eine wichtige Feedback-Schleife. Kaum ein Präsident hat seinen Erfolg so sehr am Kapitalmarkt gemessen wie Donald Trump. Sollte es also zu massiven Kursrückgängen bei den Aktien aufgrund steigender Renditen kommen, werden die Staatsfinanzen in den Fokus rücken – auch bei Donald Trump. Das könnte man als beruhigend empfinden. Ob es jedoch gelingt, steht auf einem anderen Blatt.

Newsletter vom 22. Januar 2025

Dr. Martin Moryson – Chefvolkswirt Europa
DWS

Zum Newsletter anmelden