Reziproker Zoll-Poker – Wann wendet sich das Blatt?

Seit Trumps Verkündung zum „Liberation Day“ letzten Mittwochabend, dominiert die US-Zollpolitik die Medien und lässt die Börsenkurse weltweit abstürzen. Was in der direkten Folge am Donnerstag und Freitag bereits 8,2 Billionen US-Dollar globaler Marktkapitalisierung verschwinden ließ, weitet sich seit Montag nochmals massiv aus. Der DAX schwankte zum Wochenstart im Tagesverlauf um mehr als 11 Prozent. Wer gestern tagsüber noch auf einen „Turnaround Tuesday“ hoffte, wurde am Abend enttäuscht. Die Lage bleibt unübersichtlich und die Dimensionen unklar. Medienseiten wie tagesschau.de, Welt und Spiegel Online berichten in Live-Tickern über die jüngsten Entwicklungen.

Der losgetretene Handelskrieg erinnert an ein Pokerspiel. Dabei geht es oft um Psychologie und Taktik: Wer hat ein gutes Blatt und wer blufft nur? Wer zieht bei hohen Einsätzen mit? Wer gewinnt den Pott? Während die EU sich noch Zeit nimmt hatte China auf die neuen US-Zölle mit Gegenzöllen in gleicher Höhe reagiert. Daraufhin erhöhten die USA um zusätzliche 50 Prozent und seit heute früh um 6 Uhr gelten damit 104 Prozent Abgaben auf chinesische Produkte!

Die Nervosität treibt die Handelsumsätze auf Rekordhöhen, doch viele private Anleger sind gleichzeitig tief verunsichert. Gestern haben wir in der Chart Show versucht, eine Einordnung vorzunehmen und nochmals die Langfristigkeit von Börsen-Investments für den Vermögensaufbau betont: Korrekturen um die 10 Prozent erfolgen durchschnittlich 1x im Jahr; Bärenmärkte mit Verlusten von mehr als 20 Prozent erfolgen statistisch im Abstand von 3-4 Jahren. Die Vielzahl zurückliegender Krisen hat in der Folge immer neue Börsenrekorde geschaffen und eine Verlustphase über 15 Jahre hat es bisher in den großen Indizes praktisch noch nie gegeben. Vielleicht ein schwacher Trost beim Warten, dass sich das Blatt auch wieder wenden wird.

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Newsletter vom 9. April 2025

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow