Überraschungen, Wunsch und Wahrscheinlichkeit

Der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird wieder Donald J. Trump heißen und er verspicht auf seiner Wahlparty noch vor Ende der Auszählungen „das goldene Zeitalter für Amerika“. Auch an den Finanzmärkten wird das noch nicht offizielle Ergebnis vorweggenommen: Der japanische Nikkei schließt heute früh deutlich im Plus und die chinesischen Märkte gehen ins Minus. Ebenso verliert der Euro im Vergleich zum US-Dollar um bis zu 2 Prozent und gleichzeitig steigt der Bitcoin steil in Richtung Rekordhoch, während Gold sich schwächer zeigt. Die Futures der US-Indizes versprechen heute Nachmittag einen starken Handelsstart an der Wall Street und die großen US-Tech-Aktien wie Alphabet, Nvidia, Apple, Amazon oder Microsoft notieren bei uns bereits rund 3 Prozent über Vortagesschluss.

Überraschend dürfte der Trump-Sieg für die meisten Deutschen kommen, denn noch Mitte Oktober konnten sich das laut einer Umfrage nur 19 Prozent Wahlberechtigten vorstellen, während 62 Prozent an eine US-Präsidentin Harris glaubten. Wunsch und Wahrscheinlichkeit fallen hier offensichtlich stark auseinander und das passiert privaten Investoren auch regelmäßig an der Börse.

In der Wirtschaftspresse ist ebenfalls viel von Überraschungen die Rede. So war letzte zu lesen, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal überraschend gewachsen sei, aber trotzdem das Sorgenkind der EU bleibe. Ebenso erstaunt wurde der Anstieg der Inflationsrate in Deutschland um 2 Prozent zum Vorjahres-Oktober zur Kenntnis genommen, was den vorweg erklärten Erfolg der EZB mit ihrer Zinssenkung Mitte Oktober schmälern dürfte. Auch in den USA steht für Donnerstagabend unserer Zeit eine Entscheidung zum Leitzins an. Fed-Chef Jerome Powell, der bekanntlich kein Trump-Freund ist, dürfte mit einer erwarteten Senkung die Märkte unfreiwillig positiv auf die am 20. Januar 2025 startende zweite Trump-Präsidentschaft einstimmen. Oder rechnet noch jemand mit Überraschungen?

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Newsletter vom 6. November 2024

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow
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