US-Wahlen ante portas

Carsten Brömstrup

Die US-Wahlen im Jahr 2024 haben beträchtliche Konsequenzen für die Märkte sowohl auf volkswirtschaftlicher Makro- als auch auf Sektorebene. Zwar ist keine der beiden Parteien (1. Demokraten des amtierenden Präsidenten Joe Biden; 2. Republikaner mit dem voraussichtlichen Kandidaten Donald Trump) bestrebt, weitere groß angelegte Konjunkturprogramme umzusetzen oder die langfristigen Ausgaben zu reformieren. Dennoch gehen die Unterschiede in der Handelspolitik, der Steuerpolitik, der Industriepolitik und anderen Politikfeldern mit unterschiedlichen Konsequenzen einher – je nachdem, wer der Bewohner des Weißen Hauses sein und wie sich der Kongress zusammensetzen wird.

Ein Sieg der Republikaner – ob vollumfänglich oder lediglich bei den Präsidentschaftswahlen – dürfte den Weg für eine Politik mit potenziell inflationären Auswirkungen ebnen. Vermutlich würden die Zölle angehoben, Einwanderungsverbote erlassen und auslaufende Steuererleichterungen entweder vollständig oder größtenteils verlängert. Zu den Sektoren, die von einer republikanischen Führung profitieren sollten, zählen Öl und Gas, Pipelines, Autos, Finanzen sowie Bereiche in Verbindung mit den Verteidigungsausgaben. Demgegenüber stünden erneuerbare Energien vor Gegenwind, Konsumgüterunternehmen wären mit einem erhöhten Zollrisiko konfrontiert und Technologieunternehmen könnten durch negative Schlagzeilen unter Druck geraten.

Ein Sieg des demokratischen Lagers sollte indessen mehr Unterstützung für grüne Energien bedeuten – auch wenn der finanzpolitische Spielraum durch das Haushaltsdefizit und die Schuldensituation eher eingeschränkt wäre – und stärkere Beschränkungen für die fossile Brennstoffindustrie mit sich bringen. Die Körperschaftsteuer könnte steigen; zugleich wäre eine Erweiterung der erstattungsfähigen Steuergutschriften für Familien denkbar. Darüber hinaus könnte sich der Finanzsektor in einem strengeren regulatorischen Umfeld wiederfinden. Außerdem wäre ein taktischer Einsatz von Zöllen, ebenso wie von Exportkontrollen, denkbar – wenn auch nicht in dem Ausmaß, in dem sie womöglich unter republikanischer Führung eingeführt würden. Ein Erdrutschsieg der Demokraten hätte vermutlich eine Ausweitung der Subventionen im Rahmen des „Affordable Care Act“ („Patientenschutz und erschwingliche Pflege“) zur Folge, die tendenziell dem Gesundheitssektor zugutekäme.

Wo könnten Investmentideen entstehen?

  • Sowohl Demokraten als auch Republikaner dürfte eines gemeinsam sein: Eine fortgesetzte „America First“-Strategie. Wir sehen allein aus diesem Grund einen Baustein in US-amerikanischen Vermögenswerten als erforderlich an.
  • In den letzten Jahren wurde der Anstieg von Aktienindizes nur von wenigen Aktien getragen. Vor allem am US-Aktienmarkt konnte die Indexentwicklung zu einem wesentlichen Teil auf eine Handvoll Technologie- und Kommunikationskonzerne zurückgeführt werden. Umgangssprachlich sind hier vor allem die „Glorreichen 7“ zu nennen: Alphabet (u. a. Google und YouTube), Amazon, Apple, Meta (u. a. Facebook und Instagram), Microsoft, Nvidia und Tesla. Wir gehen davon aus, dass ein größerer Teil dieser Unternehmen weiterhin marktbestimmend sein wird. 
  • Das Resultat dieser auf wenige Titel konzentrierten Marktentwicklung sind im historischen Vergleich hoch konzentrierte Aktienindizes (wie z. B. beim US-Aktienindex S&P 500). So stellen die zehn am höchsten kapitalisierten Unternehmen des S&P 500 etwa ein Drittel der gesamten Marktkapitalisierung dar. Wir stellen uns nun vor, dass sich die vernachlässigten Werte und Segmente in der Folge besser entwickeln könnten, auch weil sie in der Bewertung günstiger sind. Dies sollte z. B. bei Nebenwerten im Vergleich zu hochkapitalisierten Werten der Fall sein. Auch dürften solide Substanzwerte wieder an Höhe gewinnen. 

Wir bestätigen daher unsere Strategie, eine wünschenswerte Konsolidierung für Zukäufe zu nutzen (= „Buy the dip“-Strategie), aber auch auf eine sehr ausgewogene Diversifikation über mehrere Vermögensklassen zu achten. Dazu gehören u. a. auch Anleihen sowie Gold- und Immobilienanlagen. Wir würden daher insgesamt unsere Maxime mit der Leitidee „Mit Respekt weiter nach oben“ formulieren.

„Auch der stärkste Mann schaut mal unters Bett.“(Erich Kästner)


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Newsletter vom 26. Juni 2024

Carsten Brömstrup – Chefanalyst
Oldenburgische Landesbank AG

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