Warum Donald Trump die US-Inflation im Blick behalten sollte
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Die seit 2021 rasant gestiegenen Verbraucherpreise waren das wichtigste Thema für Wählerinnen und Wähler bei den US-Präsidentschaftswahlen. Donald Trump schob Joe Biden und Kamala Harris die direkte Verantwortung dafür zu. Umso mehr sollte er als jetzt amtierender Präsident das Thema im Blick behalten – trotz des aktuell großen Fokus auf geo-, handels- und migrationspolitische Aspekte sowie das Bemühen um die Reduktion der Staatsausgaben.
Denn im Januar stieg die US-Inflation mit 0,5 Prozent stärker als erwartet an und setzte den seit Juli letzten Jahres intakten Trend monatlich steigender Teuerungsraten fort. Deutlich höher sind neben einigen Energiekomponenten direkt für Verbraucher relevante Güter und Dienstleistungen wie Kfz-Versicherungen, Flugtickets, medizinischer Pflegebedarf, Wohnkosten und Nahrungsmittel ausgefallen. Statistisch irrelevant, aber sehr offensichtlich und direkt spürbar ist besonders der Anstieg der Eierpreise um 15 Prozent im Monats- und 53 Prozent im Vorjahresvergleich. Die gesamte Inflationsrate stieg auf Jahressicht im Januar auf 3,0 Prozent und entfernte sich damit weiter vom Inflationsziel der Fed von 2 Prozent.
Entsprechend wurden die Leitzinssenkungserwartungen des Marktes auf nur noch einen Zinsschritt in diesem Jahr korrigiert. Trump dürfte hingegen weiter sinkende Zinsen fordern und damit einen Konflikt mit der US-Notenbank Fed befeuern. Doch selbst wenn die Leitzinsen stärker gesenkt würden – was derzeit nicht absehbar ist – würden die Renditen von Staatsanleihen bei längeren Laufzeiten bei weiter steigender Teuerung voraussichtlich zulegen und die Refinanzierung von Krediten, Hypotheken und Anleihen verteuern, also wachstumsbremsend wirken.
Anders als in der Eurozone bleibt die Inflation in den USA daher auch aus Kapitalmarktsicht ein wesentlicher Faktor. Entsprechend sollten Anleger in den kommenden Wochen die preisrelevanten Daten beachten, kurzfristig vor allem die Preiskomponenten der Einkaufsmanagerindizes als wichtige Vorlaufindikatoren und die Entwicklung der für die Fed besonders maßgeblichen PCE-Preisindizes. Sollten auch diese das Bild eines weiter zulegenden Preisdrucks untermauern, dürften Marktzinsen und US-Dollar steigen und Kurse zinssensitiver Aktien dadurch belasten. Donald Trump könnte versuchen, die Leitzinsen selbst zu steuern oder die Berechnung der Inflationsstatistik zu beeinflussen – beides kaum denkbar. Es ist daher gut möglich, dass er mittelfristig bei potenziell inflationstreibenden politischen Akzenten, wie der Anhebung von Zöllen oder der massenhaften Abschiebung von Migranten Abstriche machen wird, um das Wählervertrauen nicht zu stark zu beanspruchen.
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Newsletter vom 19. Februar 2025
Carsten Mumm – Chefvolkswirt und
Leiter der Kapitalmarktanalyse
Privatbank Donner & Reuschel
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