Börsen-Unwort 2005: „Heuschrecken“

  • Düsseldorfer Börsenmakler: Verunglimpfung einer wichtigen Investorengruppe

24.01.2006 – Zum 5. Mal haben jetzt die Kursmakler, Wertpapierhändler und Analysten an der Börse Düsseldorf das Börsen-Unwort des Jahres gewählt: Mit großer Mehrheit wurde für 2005 der Begriff „Heuschrecken“ bestimmt.

Der bereits im Frühjahr 2005 von SPD-Chef Franz Müntefering geäußerte Satz über die „anonymen Finanzinvestoren, die wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen herfallen, sie abgrasen und weiterziehen“ prägt ein völlig falsches Bild dieser Investorengruppe. Kein Medienbericht, in dem seitdem dieser Begriff im Zusammenhang insbesondere mit ausländischen Private-Equity-Gesellschaften und Hedgefonds nicht verwendet wird. Dabei ist er nicht nur irreführend, sondern verunglimpft auch eine ganze Branche. Studien belegen, dass mit Beteiligungskapital finanzierte Firmen schneller wachsen, überdurchschnittlich mehr Arbeitsplätze schaffen und eine signifikant höhere Rendite erwirtschaften (Quelle: VDI-Nachrichten). Außerdem spielen Private-Equity-Gesellschaften und Hedgefonds häufig auch eine wichtige Rolle bei der Finanzierung und Sanierung von Unternehmen, siehe das Beispiel Nixdorf. Dass hierbei eine Gewinnoptimierung im Vordergrund steht, ist im Kapitalmarkt durchaus legitim, was allerdings nicht die vereinzelt rüden Methoden rechtfertigen soll. Schließlich ist der Vergleich mit Heuschrecken in jedem Fall irreführend: Investoren treten selten in riesigen Schwärmen auf, sind nicht so nahrhaft und lassen sich auch vom Parasiten Saitenwurm nicht befallen und in den Selbstmord treiben.

Das „Börsenunwort des Jahres“ wird von der Börse Düsseldorf in Anlehnung an die sprachkritische Aktion des Frankfurter Germanisten Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser ermittelt.

Bisherige Börsen-Unwörter:

  • 2004: „Seitwärtsbewegung“
  • 2003: „Bester Preis“
  • 2002: „Enronitis“
  • 2001: „Gewinnwarnung“